Vorbereitung auf die Diagnostik 

In Abhängigkeit der „inneren Uhr“ eines Kindes, kann die individuelle Leistungskurve über den Tag hinweg abfallen oder steigen. Meiner Erfahrung nach ist die Konzentrationsfähigkeit am Vormittag in der Regel etwas erhöht, was die Voraussetzungen für das Erbringen einer guten Leistung verbessert.

Um für Ihr Kind optimale Testbedingungen zu schaffen, empfiehlt es sich daher, dass Ihr Kind gut ausgeruht zur Diagnostik erscheint und nach Möglichkeit von der Schule zu Hause bleibt
(Bei Bedarf kann eine Zeitbestätigung ausgestellt werden).

Die Aufgaben bereiten den Kindern viel Spaß, sind aber auch fordernd.
Daher ist es wichtig den Tag dementsprechend zu planen und nach Möglichkeit anstrengende Tätigkeiten vor und nach der psychologischen Diagnostik zu vermeiden. 


Wie sage ich es meinem Kind? 

Häufig werde ich von Eltern gefragt, „wie sag ich meinem Kind nun, dass wir zu Ihnen kommen“? Dies ist eine sehr gute und sehr wichtige Frage, die ich nicht pauschal beantworten kann. Hier spielen unter anderem Faktoren, wie die familiäre Kommunikation, die Einstellung zu medizinischem Personal, sowie das Vertrauen (bindungstheoretisch) zu fremden Personen eine essenzielle Rolle. Es ist mir ein Anliegen Eltern für die Bedürfnisse Ihrer Kinder innerhalb des psychologischen Prozesses zu sensibilisieren, da auch dies ein wesentlicher Bestandteil der diagnostischen Untersuchung ist und zur Erhöhung der Compliance (aktives Mitwirken des Kindes) beiträgt. 


Vor der Diagnostik: 

Nachfolgend finden Sie Empfehlungen, die Sie bei der Vorbereitung unterstützen können 

1. Bereiten Sie ihr Kind gut auf die Diagnostik vor. Dabei ist es wichtig, die Informationen altersentsprechend zu formulieren um das Kind dort abzuholen, wo es aktuell steht. 

2. Sätze wie… 

… „du machst heute eine Testung“ 

… „wir lassen dich heute untersuchen“ 

…„wir klären ab, welche Störung du nun hast“ 

… „du wirst heute geprüft“ 

lösen bei Kindern häufig Angst aus, da mit diesen Wörtern gewisse Erwartung einhergehen, wie es auch im Schulalltag häufig der Fall ist. Dies kann zu Verweigerung führen und erschwert den diagnostischen Prozess für alle Beteiligten.

3. Lassen Sie Ihr Kind nicht im Unklaren über die Diagnostik. Kinder werden gerne in die Prozesse und Pläne der Eltern mit einbezogen, daher empfehle ich Eltern gerne mit ihrem Kind einen Dialog über das Vorgehen zu führen. 

4. Versuchen Sie „Ich-Botschaften“ zu verwenden wie… 

… „ich würde gerne wissen, was deine Stärken/Schwächen in der Schule sind, damit ich/deine Lehrer*innen dich gut fördern kann/können. Wie denkst du darüber?“ 

… „ich würde gerne mit dir zu einer Psychologin gehen, die macht mit dir Spiele und Rätselaufgaben, kannst du dir vorstellen das mit ihr zu machen?“ 

… „ich weiß ja, dass es dir momentan nicht so geht in der Schule/ mit Freund*innen etc., möchtest du mit einer neutralen Person darüber reden?“ 

…„ich denke dass du sehr viele Stärken hast, nun würde ich gerne wissen welche, was würde dich denn interessieren“ 

5. Stellen Sie Ihrem Kind kein Geschenk nach der Diagnostik in Aussicht, dies kann dazu führen, dass es die Diagnostik möglichst schnell hinter sich bringen will um das Geschenk zu erhalten. 

6. Jüngere Kinder haben vor medizinischen Untersuchungen Angst, lassen Sie Ihr Kind wissen, dass es bei mir keine Spritze erhält. Das kann für viele Kinder schon beruhigend wirken. Außerdem darf sich jedes Kind nach dem letzten Termin noch einen kleinen Schatz als Erinnerung aus der Schatzkiste mitnehmen. 


Nach der Diagnostik 

Wer kennt nicht das Gefühl mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein? Wie Sie selbst sicher schon bemerkt haben, hat auch Ihr Kind solche Tage. Verschiedene Faktoren wie beispielsweise eine Erkältung, zu wenig oder schlechter Schlaf, Kopfschmerzen etc. können sich negativ auf die Ergebnisse der Testung auswirken. Bedenken Sie daher bitte, dass es sich bei der Diagnostik um Momentaufnahmen handelt und die Ergebnisse geringfügig variieren können. 

Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt und unter bestimmten Bedingungen die Ergebnisse besser oder schlechter ausfallen können.

Auch wenn ich ein Kind während der Diagnostik positiv bestärke, bedarf es der Rückmeldung der Eltern, dass das Kind seine Arbeit unabhängig von dem Ergebnis gut gemacht hat, um Sicherheit zu vermitteln. 

Kinder sprechen meist sehr gerne über die Verfahren und Fragen, die Sie während der Testung lösen konnten und sind auch sehr stolz darüber. Hören Sie Ihrem Kind zu, wenn es erzählt, ohne die Aussagen zu bewerten. Falls weitere Termine mit Ihrem Kind geplant sind, können wertende Aussagen nach dem Ersttermin wie „na das kannst du aber eigentlich besser“ den diagnostischen Prozess behindern. 

Manchmal sind Kinder nach der Diagnostik noch nicht so weit davon zu erzählen und benötigen noch ein wenig Zeit. Versuchen Sie Ihrem Kind die nötige Zeit zu geben. 

Zur Regeneration empfiehlt es sich den verbleibenden Tag (nach der Diagnostik) mit ruhigen oder spaßmachenden Aktivitäten zu gestalten. Hausaufgaben oder Tätigkeiten die Konzentration erfordern gilt es nach Möglichkeit zu vermeiden 


Jeannine Andrich, MSc.
Klinische Psychologin

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